Zeitzeugenbegegnung „Botschafter des Erinnerns“

„Ein Mensch sollte für den anderen Menschen ein Mensch sein.“ 

Stanisław Zalewski

Unsere Klassen 5D, 7B und 7D waren im Rahmen des Unterrichts im Fach Geschichte und Politische Bildung im Kino und durften einem der letzten lebenden Zeitzeugen begegnen.

Es war für uns ein sehr berührendes und bewegendes Erlebnis, von dem wir noch lange erzählen werden.

Ein Bericht von Anna W., 7D

„Meine Erinnerungen habe ich in eine wasserdichte Kiste eingepackt, mit einer Schnur umwickelt und ins Wasser geworfen. Und ich ziehe sie gelegentlich hoch, aber nach der Benützung des Inhalts werfe ich die Kiste wieder ins Wasser.“ Stanisław Zalewski

Für uns zog der Zeitzeuge Stanisław Zalewski am 16.01.2025 im Rahmen der Filmausstrahlung „Botschafter des Erinnerns“ im Village Cinema Wien Mitte seine Kiste voller Erinnerungen wieder aus dem Wasser und gewährte uns Einblicke in die 600 Tage seines Lebens, welche er in Gefangenschaft im Pawiak-Gefängnis und den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten verbracht hatte. 

Wir setzten uns bereits vorab im Geschichtsunterricht mit diesem Lebensabschnitt Stanisław Zalewskis auseinander und bekamen dazu von unserer Lehrerin, Prof. Brandl, Denkanstöße zum Thema der Dokumentation. Entgegen meiner Erwartungen waren es weniger die Bilder, die mir im Kopf hängenblieben, vielmehr waren es die persönlichen Erlebnisse, welche Stanisław Zalewski in der Dokumentation so ehrlich, detailliert und bildhaft erzählte. 

Bekommt man nur trockene Fakten zu hören, Tatsachen wie „Stanisław Zalewski kam schließlich ins Lager Gusen, wo die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen für die deutsche Rüstungsindustrie arbeiten mussten“, bleiben die Fragen Wie? Warum? Unter welchen unmenschlichen Bedingungen? offen.

Denn kein Mensch, der das nicht selbst erlebte, kann sich vorstellen, wie das Leben in einem Konzentrationslager wirklich war. Keiner, der im Kinosaal saß, die grausamen Bilder sah und seine Erzählungen hörte. 

Es war eine ganz persönliche Erfahrung, sich im Laufe der Dokumentation bewusst zu werden, dass einer der letzten Zeitzeugen auf der Leinwand gezeigt wird und uns von diesem Ausschnitt seines Lebens erzählt. Die vielen Details in den Geschichten Stanisław Zalewskis sind es, die zum Nachdenken anregen. Details, welche uns Zusammenhänge erschließen und uns seine Situation fast nachvollziehen lassen, obgleich dies natürlich nicht möglich ist. 
So schilderte Stanisław Zalewski beispielsweise, wie die Häftlinge zu fünft versuchten, einen Brotlaib gerecht untereinander aufzuteilen, wo die Essensrationen ohnehin so mager waren und jeder einzelne der Häftlinge selbst unglaublichen Hunger litt. Das hörten wir direkt von dieser starken Person, die diese Gräuel selbst er- und überlebte. 
Stanisław Zalewski wirkt mental außergwöhnlich stark auf mich, er beschrieb so unglaublich klar und deutlich eine von ihm entwickelten Überlebensstrategie, die ihn jeden Tag stärkte und die Hoffnung auf ein Ende der Gefangenschaft nie verlieren ließ. Die Kraft der Suggestion habe ihm als Abwehrmechanismus gedient, indem er sich täglich, immer wieder, vorgesagte:  „Ich überlebe. Ich kehre zurück nach Polen. Ich überlebe.“ 

Im Anschluss an die Dokumentation bekamen wir die Möglichkeit mit ihm zu reden und Fragen zu stellen, da er live zugeschalten wurde. Dies löste umso mehr Betroffenheit in uns aus und machte Mitgefühl möglich. Auf die Frage eines Schülers, was die Menschheit tun kann, damit sich die Geschichte nicht wiederholt, meinte Stanisław Zalewski, er werde nur kurz darauf antworten und das immer gleich:

„Ein Mensch sollte für den anderen Menschen ein Mensch sein.“ 

 

Hier der Link zum ORF-Beitrag: https://on.orf.at/video/14260696/15806089/kinoprojekt-botschafter-des-erinnerns

Die Regisseurin schenkte unserer Schulbibliothek das Buch „Ereignisse und Zeichen der Zeit aus den Jahren 1939-1945″ von Stanisław Zalewski. Es kann von interessierten Schüler:innen ausgeborgt werden, hier der Link: LITTERA web.OPAC

 

letzter Aufruf: 28.01.2025