Peer- Learning ist keine Methode, sondern eine Haltung

Schule ist ein Ort der Begegnung und der Bewegung. Menschen handeln gemeinsam, entwickeln sich gemeinsam weiter und schaffen dadurch Gemeinschaft. Dieser Prozess wurde sehr lange stark auf die Unterrichtsebene fokussiert. Neue gesellschaftliche Herausforderungen benötigen zeitgemäße Programme, um diesen Prozess auf der Organisationsebene zu entwickeln und anzuleiten.

Peer-Learning als Überbegriff steht für ein pädagogisches Gesamtkonzept und bietet Antworten auf viele der aktuellen pädagogischen Herausforderungen. Coaches begleiten Peers bei der Erweiterung ihrer Kompetenzen und eröffnen Räume für Erfahrung sowie Verantwortung. Peers werden zudem aktive Gestalter ihres Schul – und Lebensraumes. Sie leisten daher einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung eines wertschätzenden und konstruktiven Schulklimas.

Der Fokus von Peer-Programmen basiert auf dem humanistischen Weltbild und steht für eine Philosophie der ganzheitlichen Entwicklung, gegenseitigen Verantwortung und Inklusion. Das Verbindende wird über das Trennende gestellt und somit ein Klima des  „Zusammen-Lebens“ geschaffen.

Peer-Learning (Tutoring)

Peer-Learning, auch Tutoring genannt, ist ein Programm, das  mit Beginn des Schuljahres 2016/17 am BRG Wien III implementiert wurde und seither sehr erfolgreich läuft. Bis 2018/19 haben insgesamt 60 ehrenamtliche Tutor/inn/en aus den 4., 5. und 6. Klassen  107 Schüler/innen aus den 1. –  5. Klassen unentgeltlich und freiwillig beim erfolgreichen Erlernen von Inhalten, bei Hausübungen sowie vor Schularbeiten laufend begleitet und unterstützt. Es wurden insgesamt über 1.000 Stunden gratis Lernhilfe in Mathematik, Deutsch und Englisch, aber auch in Biologie, Geografie, Geschichte, Musik und Klavier erteilt.

Anders als bei klassischen „Nachhilfe-Börsen“ versteht sich das Peer-Learning-Programm als eine institutionalisierte Lernbegleitung, mit dem Ziel, gemeinsames (vorbeugendes) Lernen über einen längeren Zeitraum hinweg zu fördern. Während die teilnehmenden Schüler/innen lernen, Inhalte besser zu verstehen und so ihren Lernerfolg nachhaltig steigern, können die Tutor/inn/en ihr Wissen gleichzeitig vertiefen und festigen. Somit ermöglicht Peer-Learning eine langfristige Senkung der Dropout-Quote.

Ziel ist, die Individualisierung des Lernen zu verbessern, es wird eine Förderung und Forderung basierend auf den Kompetenzen der jeweiligen Schüler/innen erreicht, die zur Persönlichkeitsentwicklung, fachlichen Weiterentwicklung und Erweiterung der sozialen Kompetenzen aller Beteiligten führt. Das Peerlearning Team, besteht aus Tutor/inn/en (Schüler/inn/en) und Coaches (Lehrer/inn/en), denen die gleichen Mitspracherechte zustehen. Durch die Vernetzung der Kompetenzen der Tutor/inn/en und Coaches agiert das Programm am Brennpunkt und unterstützt dort, wo es notwendig ist. Zusätzlich ermöglicht es den Schüler/inn/en sich auf Augenhöhe einzubringen und aktiv an kooperativer Schulentwicklung mitzuwirken.

Peer-Programme bieten ein erfolgreiches pädagogisches Gesamtkonzept, das Schulentwicklung, Unterricht und Gemeinschaft miteinander verbindet. Sozialkompetenz, Verantwortungsgefühl und Eigenverantwortung werden gestärkt. Lehrer/innen agieren vermehrt in der Rolle des Coaches und „Ermöglichers“. Dies bietet die Grundlagen, pädagogischen und gesellschaftlichen Herausforderungen durch diese integrativen Modelle auf schulischer Ebene konstruktiv zu begegnen.